24. April 2020 – Unser Bautagebuch, Teil 4

Vorderansicht Schloss Griebenow, Mitte des 20. Jh.
Hallo, hier bin ich wieder mit einem Bericht zum Baugeschehen. – So habe ich Sie vor einen halben Jahr begrüßt und Ihnen dann das Neueste zum Baugeschehen im und am Schloss Griebenow berichtet. Ja, es ist schon wieder ein halbes Jahr her. Der Winter kam und ging ins Land – wie man so schön sagt. Aber gab es ihn wirklich? Wer glaubt, dass in dieser Zeit beim Baugeschehen das Sprichwort „Still ruht der See“ seine Richtigkeit hatte, den muss ich eines Besseren belehren. Im Inneren des Schlosses tut sich doch einiges. Für uns „Normalsterbliche“ ist dies nur nicht so leicht nachzuvollziehen. Im Ergebnis der Arbeiten wurden alle Fenster (die erst 2002 eingebaut wurden) herausgenommen. Durch den Denkmalschutz wurde festgelegt, dass die neuen Fenster nach altem schwedischem Vorbild als nach außen zu öffnende Kastenfenster angefertigt werden sollen. Auf einigen Fotografien vom Schloss kann man diese erkennen.
Die neuen Fenster warten nun auf den Einbau und für die alten Fenster suchen wir neue Nutzer. Auf unserer Internetseite ist deshalb zu lesen: „Die ALTEN“ MÜSSEN WEG. Der Schlossverein verkauft die alten Fenster des Schlosses.
Doch die Fenster und die Ausbesserung der Fensterlaibungen sind nicht das einzige, was im Wintergeschehen ist. Wie es bei alten Bauten häufig der Fall ist, liegen die Probleme im Detail oder konkret gesagt, die Balken von 1709 haben heute ihre Tücken und so muss mancher Balkenkopf neu gemacht werden. D.h. nach der Freilegung der Balkenköpfe und deren Sichtung auf eventuellen Schwamm- oder Insektenbefall erfolgt gegebenenfalls die Sanierung, dann die Festlegung und Umsetzung der Art der Sicherung der Balkenköpfe (und jetzt kommt wieder meine eigene Deutung des Bauprotokolls) z. B. durch Laschen, Gewindestangen oder Schlitzbleche und anschließend muss natürlich die Dämmung der Balkenköpfe und ihre Einmauerung erfolgen.
Und immer wieder müssen der Bauhistoriker und der Restaurator zu Rate gezogen werden. Dazu das nächste Mal mehr.
16. Oktober 2020 – Unser Bautagebuch, Teil 5
Hallo, hier bin ich wieder mit einem Bericht zum Baugeschehen. – Und wieder ist ein halbes Jahr vergangen, bevor ich zur Feder greife und Ihnen Neues mitteilen kann.
Wie in meinem Bericht zum Tag des offenen Denkmals schon angekündigt, gibt es wieder Einiges zu berichten. Beginnen möchte ich mit der Sanierung der Balkenköpfe. Im vergangenen Bautagebuch habe ich darauf verwiesen, dass bei alten Bauten die Probleme im Detail liegen und habe die Balkenköpfe genannt. Begonnen hatte es damit, dass der Architekt sich von den Balkenköpfen einen Überblick verschaffen wollte und deshalb einige freilegen lies. Was da zum Vorschein kam, veranlasste ihn, alle alten Balkenköpfe zu überprüfen. Wir waren erschüttert, als wir die Berichte von den Balkenköpfen im Foyer hörten und erst Recht als wir die Fotos sahen. Und über diese Balkenköpfe haben wir hunderte Besucher ins Schloss hineingelassen. Gut, dass zu (ich vermute) DDR-Zeiten im Kellerbereich ein Stahlträger eingezogen wurde.

Balkenlage im Foyer
In der Präsentation zum Tag des offenen Denkmals sprach ich von MORSCH und KOMPOSTIERT (eine Formulierung aus einem Bauprotokoll). Können sie sich vorstellen, wie das ausgesehen haben muss? Und wenn der „Kompost“ auch noch total trocken ist, so ist die Äußerung, dass ein Baustaubsauger hier voll zu tun hatte, eine treffende Feststellung.
Zur Behebung dieses Problem wurde zwei verschiedene Varianten gewählt. Im Bereich des Obergeschosses zum Dachgeschoss wurden die Balken bis ins gesunde Holz eingekürzt, dann wurde der fehlende Teil ersetzt und beide Teile wurden durch Holzwangen und Gewindestangen verbunden, aufgrund der Enge zwischen den Balken ein sehr schwieriges Unterfangen.
![]() Balken mit Holzwangen |
![]() Balken mit Gewindestangen |
![]() neuer Fußboden |
Die zweite Variante war das Einlassen von Schlitzblechen, geschehen im Bereich des Cafés. Die Schlitzbleche dienten neben der Stabilisierung der Balken auch dazu eine sichere Auflage des Balkens auf der Außenmauer zu gewähren.
Zur Zeit sind die Balken im Bereich des Grünen Salon noch ein Problem, an dessen Behebung mit Nachdruck gearbeitet wird. Hier müssen die Balken z. T. in ganzer Länge ausgetauscht werden. Dazu war es erst einmal notwendig, den Kachelofen und den Kamin zu sichern. Erst dann konnte die Konstruktion aufgebaut werden, die beim Entfernen und Einziehen der riesigen Balken helfen soll. Zwischen den Balken lagen zum größten Teil Lehmwickel, die mit den Jahren ausgetrocknet waren und ihre Festigkeit verloren hatten. Sie mussten entfernt werden.
![]() Lehmwickel |
![]() Blick vom Keller ins Foyer nach Entfernen der Lehmwickel |
Bei den Arbeiten an den Balkenköpfen geschah es: Die Lehmwickel im Schinkel-Saal gaben nach und es kam zum Putzabbruch. Teile der schönsten Decke des Schlosses sind jetzt Aufgabe des Restaurators geworden.
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So viel zu den Balkenköpfen und ihrer Erneuerung.
Jetzt nur noch als Information: Im Kellerbereich wurden eine alte Feuerstelle und Elemente der Schlossküche freigelegt. Es sind die ersten Gewölbebögen ausgebessert worden. Im westlichen Teil des Schlosses wurde mit Vorbereitungen für den Außenputz und das Einbringen der Fenster begonnen. Im Foyer begannen die Arbeiten an den Säulen.