Barockschloss zu Griebenow
Als Besitz des Zistersienserklosters Eldena wird der Ort Griebenow 1248 erstmals urkundlich erwähnt.
Im 14. Jahrhundert bis Mitte des 17. Jahrhundert wird Griebenow Besitz des ritterlichen Geschlechtes von Rausche. Die Gebäude aus dieser Zeit sind nicht erhalten geblieben.
Mit der Besetzung Pommerns nach Beendigung des 30jährigen Krieges 1630 durch die schwedischen Truppen war Griebenow bis 1815 unter schwedischer Herrschaft.
Am 2. Mai 1648 belehnte die schwedische Königin Christine ihren Oberkämmerer und nachmaligen Kammerpräsidenten von Pommern, der Mark und Mecklenburg, Gerth Anton Rehnskiöld (1610-1658), mit Griebenow und weiteren Orten in der Nachbarschaft. Gerth Anton unterstanden aber nicht nur die Finanzen in den von Schweden beherrschten Gebieten an der südlichen Ostseeküste, sondern er war auch Kurator der Greifswalder Universität und Bauherr der Griebenower Schlosskapelle.
Um 1702 wurde der Sohn des Kammerpräsidenten, Carl Gustaf von Rehnskiöld (1652-1722) Besitzer des Schlosses. Der vormalige Gouverneur von Schonen und Kommandant der Festung Karlskrona, Carl Gustaf, stand zu der Zeit als schwedischer Generalleutnant und erster militärischer Berater Karl XII. auf den Schlachtfeldern des Nordischen Krieges (1700-1721) in Polen. Für seine Verdienste überreichte Karl XII. ihm das Grafendiplom und gab ihm den Titel eines Reichsrates des Königreiches Schweden.


Auf dem Höhepunkt seiner militärischen Karriere veranlasste Carl Gustaf den Bau des Griebenower Schlosses, das von 1707 bis 1709 unter Mithilfe von 80 russischen Kriegsgefangenen anstelle eines abgetragenen Vorgängerbaus. Der Bau gehörte zu den bedeutendsten baulichen Geschichtszeugnissen der schwedischen Zeit im Norden Deutschlands.
Bisher noch unbekannt ist dagegen der Architekt: Es ist nicht auszuschließen, dass es sich bei ihm um Nicodemus Tessin d.J. (1654-1728) oder Göran Josuæ Törnqvist (1668-1739) bzw. Johan Hårleman (1662-1707) gehandelt haben könnte. Grund dieser Annahme sind einige Schlösser in Schweden, die große Ähnlichkeit mit Griebenow aufweisen und wenigsten von einem der o.g. Architekten errichtet wurden (z.B. das südlich von Linköping gelegene Schloss Sturefors und der nördlich von Uppsala angesiedelte Herrensitz Lövstabruk).
Unser Schloss wurde unmittelbar neben der nördlichen Schmalseite des 1706 noch erwähnten Vorgängerbaus errichtet.
Zu seinen Highlights gehören u.a.:
- die säulengeschmückte Vorhalle
- der über zwei Geschosse reichende Festsaal (die dortigen Halbsäulen, die apsidialen Wandnischen sowie der prächtige Kronleuchter)
- die stuckierten Kamine in den Nebenräumen
- die Decken und Wandmalereien (darunter florale Motive sowie Szenen aus dem Buch Tobias des Alten Testaments)
- die vom Keller bis zum Boden führende Wendeltreppe aus Ziegelmauerwerk und
- zwei altertümliche Verliese unter der Freitreppe.
Anhand der im Festsaal angebrachten Inschrift „I. C. Steinert Stuckateur 1723“ konnte einer der am Bau beteiligten Hauptakteure namentlich ermittelt werden.
Besitznachfolger von Griebenow wurde die Witwe des Feldmarschalls, Elisabeth geb. von Funk (1678-1726). Sie heiratete den Reichsgrafen Erasmus Ernst Friedrich von Küssow (1692-1757).
Infolge des Ablebens des Erasmus von Küssow kam es vor dem Wismarer Tribunal zu langwierigen Erbstreitigkeiten zwischen den Küssowschen Erben und den Gebrüdern von Keffenbrinck auf Alt-Plestlin. Letztendlich entschieden die Richter 1783 mittels Vergleich zu Gunsten der von Keffenbrincks. In der Folgezeit gehörten das Schloss und die Griebenower Güter bis 1920 den Herren von Keffenbrinck.
Unter Ehrenfried Heinrich August Graf von Keffenbrinck (1786-1875) wurde die ursprünglich barocke Anlage um 1840 dem damaligen Zeitgeist gemäß erneuert und umgestaltet.
Mit Veränderungen in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte eine Umgestaltung des Treppenhauses, einiger Räume und der Fassade mit Zierelementen des Klassizismus.
Als das Geschlecht der von Keffenbrinck mit dem Tode des Grafen Siegfried 1920 im Mannesstamme erlosch, fiel der Besitz an Dr. jur. Friedrich Ernst von Langen-Keffenbrinck (1860-1935) und nachfolgend an seinen Sohn, den Dipl.-Landwirt Friedrich Carl v. Langen-Keffenbrinck (von 1935 bis 1945).
Während des zweiten Weltkrieges wurde das Schloss als ein Müttererholungs- und Entbindungsheim genutzt. Zudem war im Wirtschaftshaus der weibliche Landdienst der Hitler-Jugend (Mädelschar Griebenow, Provinz Pommern) untergebracht.
Trotz dieser Teilinbesitznahme durch die NSDAP blieb der o.g. Friedrich Karl v. Langen-Keffenbrinck bis zu seiner Enteignung und Ausweisung aus Alt-Plestlin (zu der Zeit das Hauptgut der Familie) im Jahre 1945 Eigentümer der Griebenower Restimmobilie.
Schon im Jahre 1946 gehörten das Schloss und der Park, obwohl von Greifswalder Universität genutzt, dem Kreis Grimmen. Mehrere Versuche der Universität, die Griebenower Immobilie auch eigentumsrechtlich zu erwerben, waren zum Scheitern verurteilt.
Von 1945 bis 1958 übernahm die Greifswalder Universität das Griebenower Mütterheim als Außenstelle, doch schon im April 1946 wurde das Schloss Tuberkuloseheim.
1958 übernahm der Kreis Grimmen die Anlage und richtete hier ein Kreispflegeheim für Altenbetreuung und behinderte Kinder ein. Die Instandhaltungsmaßnahmen ließen sehr zu wünschen übrig.
Um 1970 verlor das Schloss nicht nur seinen in die Schieflage geratenen Glockenturm, sondern auch seine in die Jahre gekommene barock-klassizistische Fassade wurde durch einen Kratzputz ersetzt.
Auch die sechs Sandsteinputten auf der hufeisenförmigen Eingangstreppe existieren nicht mehr. Sie haben sich um 1945 bzw. 1969 aus hier nicht näher zu erörternden Gründen von der nachfolgend veränderten Treppenanlage verabschiedet.
Am 8. März 1988 verlegte man 52 Heiminsassen in das neu errichtete Bettenhaus und den zu einer Pflegestätte umgebauten Marstall. Ein Jahr später verließen dann auch die restlichen Heimbewohner das Schloss, um in Grimmen ein neues Domizil zu beziehen.
Nachdem das Schloss 1988 freigezogen war, begann im Jahre 1989 die Planung der umfassenden Rekonstruktion des Schlosses. Dies kam nicht mehr zur Ausführung.


Nach der Wende
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands versuchte Frau Sabine Schmelzer (geb. von Storp, verw. Freifrau von Langen-Keffenbrinck) Schloss und Park zu erwerben. Ihre Bemühungen um den alten Adelssitz schlugen jedoch fehl.
Anfang der 1990er Jahre gelangten das Bettenhaus und der Marstall mit dem dazugehörigen Areal (ca. 1 ha) an den „Pommersche Diakonieverein Züssow e.V.“.
1992/93 und nochmals 1998 wurden mit Unterstützung der Gemeinde, des Kreises, des Landes und der Denkmalpflege finanzielle Mittel für die Sanierung und Rekonstruktion des Schlossensembles bereitgestellt. Davon profitierten der gesamte Dachbereich mit den neuen Schornsteinköpfen und dem neuen Glockenturm, die Schloss-Außenfenster, die beiden Meutetürme, das Fasanenhaus und teilweise der Eiskeller.
Im Herbst 1998 erwarb die Greifswalder Gerüstbaufirma „Jürgens § Engelmann GmbH § Co. KG“ (heute ISO Rüst Bau GmbH) die jetzt 14 ha große Schlossimmobilie. Im Zuge des Neuerwerbs wurde der „Barockschloß zu Griebenow e.V.“ gegründet.
Bereits 2003 kaufte der „Barockschloss zu Griebenow e.V.“ Schloss und Park. Unter der neuen Führungsriege konnte das vielfältige Kulturangebots weitergeführt werden. Außerdem wurden die meisten Schlossräume renoviert und einige Objekte im Park rekonstruiert.
Seitdem avancierte das Haus zu einem kulturellen Zentrum von überregionaler Bedeutung, das mit seinen umfangreichen Ausstellungen, Kunstworkshops, Buchlesungen, Konzerten und Seminaren sowie dem öffentlichen Café neue Maßstäbe setzt.
Seit 2019 durchläuft das Schloss eine Grundständige Sanierung. Die Finanzierung läuft über europäische und Landesfördermittel. Diese wurden von der Gemeinde Süderholz eingeworben. Sie übernimmt auch den notwendigen Eigenanteil.
Von 2019 bis Anfang 2025 nutze der Verein Räumlichkeiten des Pommerschen Diakonievereins im Marstall der Schlossanlage für seine Arbeit. Der Café-Betrieb lief weiter und kulturelle Veranstaltungen wurden in den Sommermonaten in Festzelten durchgeführt.
Seit Februar 2025 ist das Café wieder im Schloss (vorläufig als Interimslösung im Kellergeschoss).
Bald wird das vollsanierte Schloss wieder ein vielbesuchter Ort sein.